Adventszeit 2020: alles anders!?


Es ist wieder so weit. Die Adventszeit steht vor der Tür und die Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest laufen. So wie jedes Jahr. Wirklich so wie jedes Jahr? 2020 scheint ein ganz besonderes Jahr zu sein. Ich stelle mir diese Adventszeit so vor:


Die tagelangen Backarien mit Freunden müssen in diesem Jahr ausfallen, dann sind es in diesem Jahr weniger Sorten als sonst, aber das macht ja nichts. Weihnachtskalorien sind es trotzdem ;)

Statt mich in einem großen Blumengeschäft durch die Menschenmassen zu schieben, fahre ich mit dem Fahrrad in den Wald. Bei einem Spaziergang im Wald suche ich ein paar Tannenzweige, um daraus einen Kranz zu binden. Der Adventskranz – wie jedes Jahr hat er natürlich vier Kerzen.

 

Die erste Kerze brennt: An diesem Wochenende wäre traditionell Weihnachtsmarkt in unserem Ort gewesen – abgesagt. Dafür koche ich mir meinen eigenen Tee, esse meine selbstgebackenen Plätzchen und lasse meinen Blick über die weihnachtlich dekorierte Fensterbank im Wohnzimmer schweifen. Ich betrachte die Lichterkette mit den unterschiedlich leuchtenden Farben. Gerade in dieser Jahreszeit können diese Lichter die Dunkelheit ein bisschen erhellen.


Die zweite Kerze brennt: Heute hätten wir mit der Kantorei im Gottesdienst gesungen. Abgesagt. Dafür trällere ich nachmittags ein paar schöne Weihnachtslieder. So bekommen auch meine Nachbarn etwas davon mit und können sich daran erfreuen, während jeder von uns alleine in seiner Wohnung sitzt. Und wer weiß, vielleicht lädt es ja zum Nachahmen ein?!


Die dritte Kerze brennt: Heute wäre ich quer durch Deutschland gereist. Traditionell trifft man sich einmal im Jahr mit ein paar Freunden und zelebriert gemeinsam die „Feuerzangenbowle“. Ein Film, ein Getränk und die Gemeinschaft mit den anderen, dann ist es perfekt. Abgesagt. Aber auch dieses Jahr muss das nicht komplett ausfallen. Wir telefonieren miteinander und denken an vergangene, gemeinsame Zeiten zurück und jeder erzählt, was er oder sie dieses Jahr alles so erlebt hat.

 

Die vierte Kerze brennt: Es wird Zeit für den Weihnachtsbaum. Den Weihnachtsbaum ich kann dieses Jahr auch nicht beim Weihnachtsbummel auf dem Weihnachtsmarkt kaufen. So fahre ich in den Wald und suche mir dort den schönsten Baum aus. Das macht auch viel mehr Spaß, denn nur dort kann man den intensiven Geruch von Weihnachtsbäumen und Tannengrün riechen.


Heiligabend: Keine überfüllten Kirchen, bei denen man mindestens eine Stunde vorher Plätze reservieren muss, um eine perfekte Sicht auf das Krippenspiel zu haben. Dieses Jahr ist auch das anders: Ganz besinnlich auf dem Sofa sitzen, nachdem man morgens einen Freiluftgottesdienst mit einer kurzen Weihnachtspredigt hören durfte. Oder der Online-Gottesdienst meiner Heimatgemeinde, den ich auch aus weiterer Entfernung schauen kann. Die herzlichen Umarmungen mit den Liebsten werden dieses Jahr auch reduziert, aber Geschenke fehlen nicht. Ob im Internet bestellt oder doch im Laden um die Ecke gekauft, über eine Kleinigkeit freut sich doch jeder. Und ein Weihachten ohne Geschenke wäre ja nicht vorstellbar, oder?


Dabei ist doch Jesus das größte Geschenk in dieser Welt. An ihn denken wir- nicht nur Weihnachten. Aber ganz besonders dann erinnern wir an seine Geburt in einem Stall - das war mit Sicherheit auch nicht der perfekte und vor allem geplante Ort für ein Baby. Aber das war damals egal, die Hauptsache ist doch, dass er geboren wurde – ganz egal unter welchen Umständen. Er sollte mal ein ganz Großer werden und so viel Gutes für tun.

 

Jesus ist auch in dieser Adventszeit mitten unter uns – auch trotz Kontaktverboten oder grade deshalb: Wir spüren, dass er bei uns ist, wenn wir drauf achten. Ich wünsche mir, dass die ganze „normale“ Weihnachtshektik dieses Jahr weniger ist und wir uns ganz auf ihn richten und konzentrieren können. Er, der er das größte Geschenk für uns ist und für den es ganz egal ist, ob es einen fettigen Weihnachtsbraten, viel Trubel und viele Geschenke gibt.


Viel weniger Stress in diesem Jahr. Ich hoffe, dass man sich zumindest davon ein bisschen was für die nächsten Weihnachtsfeste und den „normalen“ Alltag aufheben und einprägen kann.

Die Adventszeit 2020: Alles bleibt, aber anders!

                                                                                                                                                                              Julia Schöler